August 2015

 

 

Habe ich schon erwähnt, dass die Reiterpension Marlie süchtig macht?

Sicher habe ich das. Das geht auch fast jedem so, es sind überwiegend Stammgäste hier.

Nach meinem ersten Besuch im Oktober 2014 war für mich klar, ich komme wieder. Ich hatte nur eine winzige Anregung mitbekommen und die verlangte nach mehr, musste vertieft werden.

Und jetzt war es soweit. Ich konnte ein paar Tage frei nehmen und machte mich auf nach Klingberg.

 

Wie immer begegnete mir diese gute, freundliche Atmosphäre wenn ich den Hof betrete. Es schien sich jeder vom Team noch an mich zu erinnern. Ist das jetzt gut?? Ich nehme einfach mal an, ja.

 

Und wie immer habe ich viel für zu hause gelernt. Sucht jemand „nur“ ein spezielles Dressur- oder Springtraining als Vorbereitung für ein Turnier, ist er hier sicher nicht richtig. Geht es aber um den täglichen Umgang und die Grundkommunikation mit dem Pferd, kann jeder profitieren. Denn Umgang haben wir doch alle mit unseren Pferden.

 

Ich hatte sicherheitshalber schon von zu hause Stunden bei Wolfgang gebucht und das Team war perfekt auf mich vorbereitet. Ich bekam meinen Stundenplan schon vor Abreise von Rike via Telefon, denn gleich nach Ankunft ging es los. Vielen Dank dafür, und das Ihr mich so unproblematisch eingeschoben habt. Und danke Wolfgang, jeden Tag zwei Stunden in der Hauptsaison, super! Da lohnt sich die weite Fahrt.

 

Von unserer kleinen „Kampfratte“ ( O-Ton Wolfgang) die erst mal testen musste ob sie wirklich ohne Halfter mit mir aus dem Paddock gehen soll, bis zu einem, na sagen wir mal etwas phlegmatischem Gesellen, hatte ich diesmal alles an Pferdecharakteren dabei.

 

Da Wolfgang mich schon kannte, wurde meinen Aufgaben auch gleich etwas schwieriger. Beide Pferde, Kampfratte und der Gemütliche, sollten von mir bewegt werden, klar. Wir kennen das jetzt schon. Vorwärts, rückwärts, seitwärts. Erschwerend kam nur dieses mal noch hinzu, dass beide Pferde sehr verfressen waren und das Gras am Reitplatz lockte. Habt Ihr schon mal probiert frei mit einem fremden Pferd auf dem Sandplatz zu arbeiten wenn die Sonne brennt, saftiges Gras am Rand steht und die Pferde wirklich nahe am verhungern sind? Wolfgang, was hast Du Dir dabei gedacht? Ich kann es Euch sagen. „ So Conny, nun mach mal etwas, dass er aufhört zu fressen und sich auf Dich konzentriert.“ Danke schön, er kennt mich nicht, ich ihn nicht, und er soll sich auf mich konzentrieren. Wenn er könnte, er würde mir einen Vogel zeigen. Immer wieder versuchte ich mich zwischen den Fuchs und das Gras zu drängen. Fuchs ging dann eben einen Meter weiter und fraß dort. „ Wolfgang, der ist stur!“ „Nein, ist er nicht!“ Zum Schluss reagierte er auf korrekte Handzeichen von mir in der Nähe seines Kopfes und wir beide rannten schließlich über den Platz . Wolfgang kennt da kein Erbarmen. Eine Bekannte die zum Reiten dort war und von weitem zuschaute sagte zu mir:“ Deine Stunde war sicherlich anstrengender als meine. Ich dachte Du wolltest Bodenarbeit machen?“

Habe ich auch. Und ich habe gelernt, wie sensibel ein "stures" Pferd sein kann.

 

Und dann, am nächsten Tag kam Kampfratte . Keine Ahnung warum man sie so nannte. Ich glaube, ihr richtiger Name war Jacky. Jacky testete mich sofort. Gab aber ziemlich schnell auf und folgte mir. Ich bin schon ein Profi :-) Habe ihr den Strick um den Hals gelegt, und als sie nicht mitkommen wollte, sind wir eben rückwärts gegangen, zwei Schritte vor, noch mal rückwärts und los ging es. Führungsqualität muss man eben haben. Jacky war noch verfressener als der Fuchs gestern und ständig musste ich mich beim Führen mit ihr beschäftigen. „ Wolfgang, gehen wir wieder auf den Platz?“ „ Nein, ins Gelände.“ Ins Gelände? Ohne Halfter? Überall Gras!!!!!

Jacky und ich hatten am zweiten gemeinsamen Tag so einen Spaß miteinander! Sie war wie alle Pferde hier auf kleinste Zeichen konditioniert und gehorchte super. Sofern ich konzentriert war. Wolfgang saß die meiste Zeit auf einem alten Baumstamm und schaute uns zu. Ab und zu kamen  Korrekturen, auch mal etwas lauter wenn ich einfach nicht kapierte oder zu langsam war, Jacky sich durchsetzte und fraß.

Es war für mich wieder eine große Freude hier für zu hause zu lernen . Meine Dreijährige kennt die Kommandos auch schon aus dem FF.

Manchmal wird man merkwürdig angeguckt wenn man nach Marlie Manier zischt :-))) Aber das macht mir nicht das Geringste aus. Meine Pferde verstehen und gehorchen. Und das Verstehen ging super schnell. Keine paar Minuten habe sie gebraucht um umzusetzen was ich verlangte. Ob sie wirklich Freude mit mir und der Arbeit haben, kann ich noch nicht genau beurteilen. Aber alles geht leicht und ohne Druck. Das ist mir ganz wichtig.  Nie würde mir eines meiner Pferde den Strick durch die Hand ziehen. Unser nächstes Ziel ist es, die Pferde ein paar Schritte allein rückwärts zu schicken und wieder kommen zu lassen.

 

Mit Jacky ging es über kleine Baumstämme, steil bergauf und bergab. Und überall musste ich in der Lage sein sofort zu halten, nicht fressen zu lassen ( bergauf ist das Gras noch viel näher) und  rückwärts gehen zu lassen. Es hat geklappt.

 

Als wir uns verabschiedeten sagte Wolfgang:  „Danke für das Experiment“.

 

Ich weiß so gar nicht, was er damit meinte.

 

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